So schnell hättet ihr nicht mit mir gerechnet, oder?
Ich wollte euch ungern noch einmal so lange warten lassen und deswegen starten wir jetzt auch unverzüglich mit Part II:
Was ich hier glaube ich noch nicht so richtig erwähnt habe, ist die sportliche Begeisterungsfähigkeit der Litauer. Und von der können sich deutsche Fußballfans durchaus noch eine Scheibe abschneiden. Litauischer Nationalsport ist Basketball. Jeder spielt es, jeder guckt es, jeder zelebriert es. Die Litauer sind wirklich crazy for basketball.
Und weil man das ja mal erlebt haben muss, haben wir uns so ein Spiel mal angesehen. Praktischerweise hat Vilnius in der Woche gegen Frankfurt gespielt und da war der Anreiz hinzugehen nochmal ein bisschen größer. Ich hatte ehrlich gesagt keine großen Erwartungen, aber ich war wirklich positiv überrascht. Ich würde jetzt nicht behaupten wollen, dass ich das Spiel ansatzweise verstanden habe, aber es hat doch sehr viel mehr Spaß gemacht zuzugucken, als ich gedacht hätte. Im Gegensatz zu vielen Fußballspielen passiert da nämlich auch mal was! Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen hat dann sogar die deutsche Mannschaft gewonnen. Darüber haben sich im ganzen Stadion so circa 10 Leute gefreut. Wahnsinns Stimmung!
Apropos Wahnsinns Stimmung: gegen Ende des Monats Oktober hab ich mein persönliches Highlight (nach Riga) des Monats erlebt: es hat geschneeeeeeeiiiiiiiit! Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich bin selten so glücklich wie in dem Moment, wenn ich morgens aufstehe, aus dem Fenster gucke und plötzlich alles weiß ist und der Schnee in dicken Flocken vom Himmel fällt. Ich hab mich so gefreut, dass ich an dem Tag ungewöhnlich früh wach war und die Zeit hatte einfach nur minutenlang an meinem Fenster zu stehen und den Schnee zu beobachten.
Man muss dazu sagen, dass die ganze Freude auch circa 3 Stunden später wieder vorbei war. Der Schnee vom Himmel hat sich in Regen verwandelt und das bisschen auf den Straßen wurde schön matschig und alles irgendwie dreckig. Aber diesen weißen Morgen, den kann mir keiner nehmen!
Ehrlich gesagt hab ich schon ein kleines bisschen gehofft, dass jetzt der Winter kommen würde und damit Kälte und Schnee und ja auch ganz bald Weihnachten!
Dem war nicht ganz so, was für meine nächste große Reise wahrscheinlich von Vorteil war. Vor etwas über einer Woche bin ich nach Russland aufgebrochen. Und nur 19 Stunden Busfahrt später, war ich auch schon da!
Die ersten paar Tage haben wir im wunderschönen St. Petersburg verbracht. Wenn man sich erstmal an eine kleine Stadt wie Vilnius gewöhnt hat, dann ist so eine russische Großstadt schon ein ganz schöner Kulturschock. Den ersten Tag bin ich gefühlt nur mit offenem Mund und großen Augen durch die Straßen gelaufen. An jeder Ecke ein anderes schönes Haus oder ein beeindruckendes Gebäude. Zumindest, solange man den Nevsky Prospekt (große, schier endlos lange Hauptstraße in St. Petersburg) nicht verlässt. Die Paläste und all die historischen Gebäude waren schon sehr sehr beeindruckend, aber irgendwie hat mich das Gefühl, vom Paris-Syndrom befallen worden zu sein, nicht so richtig verlassen.
Kurz zur Erklärung: das Paris-Syndrom tritt häufig bei Asiaten auf, die das erste Mal Paris besuchen und in eine Art Depression verfallen, weil sie die Stadt bisher nur aus Filmen und von Fotos kannten und sich die Stadt viel viel schöner vorgestellt haben, als sie dann tatsächlich ist.
Und irgendwie ging es mir in St. Petersburg ähnlich. Viele von den Erasmus Studierenden waren eine Woche vor uns schon auf dem gleichen Trip und dank Instagram war ich bei vielen quasi live mit dabei. Damit habe ich die Stadt gefühlt vorab schon gesehen, wenn auch aus dem perfekten Winkel und mit dem richtigen Filter fotografiert. Das hab ich aber kurz vergessen und ich hab all die Bilder für "wahre Münze" genommen und war dann irgendwie irritiert, dass es durch meine Augen und durch meine Handykamera gar nicht so aussah, wie ich das vorher schon gesehen hatte. Damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass die Stadt mir nicht gefallen hat, ganz im Gegenteil! Aber ich habe irgendwie erwartet, dass sie mich mehr begeistern würde.
Ganz anders dann aber in Moskau. Vor Moskau hatte ich ein bisschen Respekt, weil uns wieder und wieder erzählt wurde, dass die Stadt 13 Millionen Einwohner hat und alles irgendwie riesig und überdimensioniert ist.
Und es stimmt: die Stadt ist riesig und überdimensioniert, ABER eben auch unfassbar beeindruckend und wunderschön. Im Gegensatz zu St. Petersburg gibt es gefühlt an jeder Ecke und in jeder Richtung, in die man sich dreht, etwas anderes zu entdecken und ein anderes wunderschönes oder faszinierendes Gebäude zu sehen. Ich hab mich in Moskau stark an New York erinnert gefühlt, weil auch dort alles so groß und mächtig ist. Trotzdem hab ich mich nicht verloren gefühlt, irgendwie ist die Stadt trotz ihrer Größe relativ leicht zu erkunden. Wir sind sehr sehr viel gelaufen innerhalb der zwei Tage, die wir da waren und trotzdem hab ich das Gefühl, wir hätten nur einen Bruchteil gesehen. Dafür aber einen durchaus sehr schönen Bruchteil. ;-)Alles in allem muss ich sagen, dass Russland in jeglicher Hinsicht beeindruckend war. Natürlich spiegeln weder St. Petersburg, noch Moskau das "wahre" Russland wider, aber sie sind eben auch ein Teil davon. Was aber tatsächlich ungewohnt war zu sehen, war die absolute Einöde, sobald man die Stadt verlässt. Ausgehend von dem, was ich gesehen habe, gibt es in Russland so etwas wie Dörfer oder ähnliches nicht. Es gibt wahlweise die Stadt, oder ein paar vereinzelte Häuser am Straßenrand, wildlebende Hunde und kilometerweise Nichts. Ein wirklich krasser Kontrast, den es in Ansätzen hier in Litauen auch gibt, aber lange nicht so extrem wie in Russland. Vor Ort ist mir das schon aufgefallen, aber es hat mich nicht so geschockt, weil ich von Russland irgendwie nicht viel anderes erwartet habe. Aber dann im Vergleich mit Litauen ist mir der extreme Unterschied schon aufgefallen und ich wage mich gar nicht, das mit Deutschland zu vergleichen, denn da liegen wirklich Welten dazwischen.
Russland stand nie weit oben auf meiner Reiseliste, aber ich bin sehr froh, doch dahin gefahren zu sein und einen kleinen Einblick in dieses scheinbar endlos große Land bekommen zu haben!
das Metro Ticket in St. Petersburg |
einen Reiter mitten in der Nacht auf der Straße sieht man so auch nur in Russland.. |
Swan Lake <3 |
kurzer Zwischenstop - Novgorod |
Jetzt seid ihr endlich wieder auf dem neuesten Stand!
Ich gelobe Besserung und hoffe, dass ihr nicht wieder so lange warten müsst, bis ihr was Neues von mir hört.. :-)
xoxo, girl abroad